Unter Abenteurern - Erlebnisse eines Vortragenden bei el mundo.17

Euphorisiert vom guten Zuspruch für meine erste kleine Tournee mit meinem Südafrika-Programm, habe ich mich ganz mutig bei el mundo.17 beworben. "Das ist der wichtigste Wettbewerb für Reisevorträge", raunten mir Insider zu. Nach der für mich überraschenden Zusage von den Veranstaltern hieß es von anderer Seite: "Wie hast Du das denn hinbekommen"? Nun ja, ich glaube an "diversity" und vielleicht war ja meine Altersgruppe noch etwas unterrepräsentiert.

Einen ersten kleinen Schrecken bekam ich, nachdem ich das Programm der Mitbewerber einmal näher studiert hatte. Da durchradeln Menschen gleich ganz Amerika in Rekordzeit nonstop mit dem Rad, erobern unter enormen Anstrengungen den undurchdringlichen tasmanischen Urwald oder wandern ohne jeden Schutz mit Löwen. Und ich? Immerhin bin ich als mitanpackendes Mitglied der voyage-crew auf einem Segelschiff in die Antarktis gereist - dabei aber weder bei Sturm über Bord gegangen noch von Seeleoparden attackiert worden. Nicht einmal von der Seekrankheit kann ich trotz rauer See aus eigenem Erleben berichten. 
Steckte überhaupt genügend Abenteuer in meiner Reise? Welche Bilder und Ereignisse von unterwegs sollte ich auswählen? Welchen "Ton" sollte ich in meinem Vortrag "Mit dem Segelschiff in die Antarktis" für das Vortragsfestival setzen? Und dann war Sommer ...
Die heißen Tage sind nicht gerade eine ideale Voraussetzung für kreative Gedanken über ein antarktisches Vortagsthema. Die Wochen flogen dahin und allmählich wurde es zeitlich eng. Ausgehend von der Langversion meines Vortrages war das Weglassen und Kürzen am schwierigsten. Und so werden Geschichten über eine Vollbremsung der Bark im Eis genauso fehlen müssen wie die Bilder von übelgelaunten Seeelefanten oder das Polar-BBQ an Deck.
Jetzt ist der Vortrag samt Musik und Text fertig und mein Laptop startklar. Meine Reisegeschichte aus der Antarktis ist hier und da sogar fast ein wenig prosaisch geworden. Dazu gibt es praktische Lebenshilfe von den Pinguinen und einen Friedhofsbesuch der ganz besonderen Art. Mehr wird natürlich noch nicht verraten - ich bin sehr gespannt, wie das Publikum reagieren wird.

"Bilder im Kopf bleiben für immer" ist ein roter Faden in meinem Vortrag "Mit dem Segelschiff in die Antarktis". Es wäre schön, wenn jeder im Publikum sein "eigenes" Antarktis-Bild im Kopf mitnimmt.

Und wer mag, erhält sein Bild (aus der nebenstehenden Auswahl) zur Erinnerung an el mundo.17 von mir als jpg zugemailt - für die kleine Gegenleistung eines kurzen Kommentars zu meinem Vortrag auf meiner Web-Sonderseite el mundo.17.

Der erste Tag bei el mundo.17 ist Geschichte und wir sind in der Welt ganz schön herumgekommen. Ein erstklassig organisiertes Festival, ein begeisterungsfähiges Publikum und eine riesige Vielfalt an Vortragsthemen und -stilen. Jeder Vortrag hatte seine Höhepunkte und wird mir in guter Erinnerung bleiben. Hier meine ganz persönlichen Eindrücke über die heutigen Geschichten:


Martin Andexer mit "Andenzauber"

Was für ein Durchhaltevermögen - gegen Kälte und Unbill 17.000 km in 16 Monaten auf dem Rad durch Südamerika. Gegen den Wind von Süd nach Nord. Und zur "Erholung" Berge besteigen. Schöne Fotos abseits der touristischen Ziele. Mein großer Respekt für diese Leistung.


Benno Werner mit "Afrikas wilder Süden"

Eine Büffelherde rennt in einer großen Staubwolke hinab zum Wasserloch und läßt sich auch von Löwen nicht davon abhalten. Eindrucksvolle Bilder. Zu Fuß unterwegs, mit Löwen in unmittelbarer Nähe, ungeschützt. Was Touristen streng untersagt ist, wird hier bedacht gemacht und interessant erzählt.


Christoph Strasser mit "Race across America"

Während sich andere noch durch den tasmanischen Regenwald kämpfen, hat er schon ganz Amerika durchquert. Eine sportliche Leistung, die jeden Hawaii-Triathlon in den Schatten stellt. Strasser spielt in einer eigenen Liga. Wie schafft man es nur, sich selbst so quälen zu können?


Lena Klemm & Tobias Seiderer mit "Transafrika"

Grandiose Bilder über Afrika, erzählt wie in einem spannenden Hörbuch. Wunderbares Zusammenspiel der Referenten, kenntnisreiche Erzählungen über Äthiopien und unterhaltsame kleine Geschichten über Autopannen neben Löwen. Herzlich, einfühlsam ... Und diese phantastischen Tierphotos und Porträts.


Christoph Michel mit "New River Expedition"

Zwei Freunde suchen das Abenteuer: Ein Berg, ein Fluß und ein höchst spannender Bericht über ein tasmanisches Abenteuer im kalten Regenwald. Ich litt mit, spürte die Leiden der Abenteurer und hoffte mitfühlend auf ein glückliches Ende. Dazu eindrucksvolle Bilder von der Ausweglosigkeit und der Schönheit des wilden Flusses ergänzt mit einem Videotagebuch, das Männer am Rande ihrer Kräfte zeigt.


Rowin Höfer mit "Zu Fuß durch die Welt - auf der Suche nach dem was zählt"

Ein Mann macht 10 Mio Schritte, wandert durch die Welt und findet die Liebe seines Lebens - die romantischste Geschichte des Abends. Persönlich erzählt, nachvollziehbar und mit dieser großen Freude im Ausdruck, sein Glück gefunden zu haben. Daran läßt er uns teilhaben.


Bruno Maul mit "Vamos Cuba" (Gewinner des 1. Platzes "Bester Gesamtvortrag")

Ein politisch engagierter Vortragender zeigt uns Kuba abseits der Touristenpfade. Portraits von Menschen, mit gebrochenen Lebensläufen und als Opfer der staatlichen Macht. Dazu passende musikalische Originalaufnahmen und immer wieder das alltägliche, herausfordernde Leben der Kubaner; gezeigt mit vielen wunderschönen Fotos.


Viele interessante Gespräche auf der Globetrotter-Party, ein reichhaltiges Buffet und ein leckeres Bier für die trockene Kehle nach so vielen Vorträgen. Ein schöner Abschluß für den ersten Vortragstag. Und jetzt eine Runde Schlaf und schon viel Vorfreude auf die morgigen Vorträge!

Und wie ist es mir mit meinem Vortrag "Mit dem Segelschiff in die Antarktis" gestern ergangen? Es war ein beeindruckendes Gefühl, meine Reisegeschichte vor mehr als 400 Zuschauern erzählen zu können. Das Publikum ist mitgegangen und fühlte sich offenbar gut unterhalten. Herzlicher, wohltuender Applaus zum Abschluß. Genau für diesen Moment habe ich viele Abendstunden in die Vortragskonzeption investiert und bin dafür durch die Gäste von el mundo.17 reichlich belohnt worden. Schön, daß ich hierher nach Judenburg gekommen bin.

Gleich beginnt der zweite Vortragstag mit sieben weiteren Reiseerzählungen aus aller Welt. Ich freue mich schon auf neue Eindrücke von unterwegs. Danach folgt dann mein großer Rückblick auf das Abenteuer- und Reisefestival el mundo.17 - bis dahin gibt's kurze Eindrücke via Twitter.


Martina & Mario Steiner mit "China-Mopeds 20.000 km durch Südamerika"

Eine herrlich frische und unterhaltsame Show von einem Paar, das mit großer Leidenschaft auf alten, kaputten Motorrädern den Widrigkeiten in Südamerika getrotzt hat. Dabei vermitteln Sie uns Zuschauern den Spaß an der Reise, den Sie offenbar unterwegs hatten, sehr gute Unterhaltung. Zum Glück für uns haben Sie den gezeigten Steinschlag überlebt.

Daß Japan mehr ist als Tempel, Tee und Tänzerinnen bringt er uns mit lebendigen Alltagsszenen nahe. Er meistert kryptische Navisysteme, als Wasserspender getarnte Fontänen und Sprachbarrieren. Seine Mangastories sind innovativ. Der Vulkan-Experte bringt uns unter größtem körperlichen Einsatz erkämpfte Fotos mit phantastischen Vulkan-Blitzen mit.

Er wandelt mit seinen Freunden auf den Spuren deutscher Geschichte in Afrika. Er unterzieht sein Motorrad einem echten Offroad-Test; bewundernswert, mit all diesen Widrigkeiten fertig zu werden. Und Dirk ist in der Lage, aus der Probe tierischer Exkremente die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ein Bilderrausch - jedes Foto ein Kunstwerk, würdig in einem Bildband oder als Print präsentiert zu werden. Ein Nomade auf Zeit zeigt uns das versteckte Leben in einem orientalischen Land und zieht mich mit seinen Bildern in sein Thema hinein. Berber, Teppiche und Wüste habe ich selten so ästhetisch schön fotografiert gesehen!

Janosch Hagen mit "Conquest of the North"
(Gewinner des 2. Platzes "Bester Gesamtvortrag, Publikumspreis und "Bestes Abenteuer")
Dieses Abenteuer ist für mich unvorstellbar groß. Auf den Spuren von Jack London und den alten Trappern durchqueren zwei Freunde eine einsame Welt. In diesem Vortrag spüre ich, was Freiheit bedeutet. Fische im Überfluß wie in alten Erzählungen, Mücken als challenge und eine spontane Hausbesetzung. Dazu Männer, die mit dem Grizzlybär tanzen. Ein Abenteuer, von dem jeder Junge träumt.

Andreas Horváth mit "Velorient-Tour: Mit dem Fahrrad durch Iran und Pakistan"
Er kommt mit den Menschen in Berührung, man geht aufeinander zu und es kommt zu ungewöhnlichen Begegnungen. Selbst eine Übernachtung im Gebetsraum für Frauen führt zu keinen folgenschweren Verwicklungen. Später Polizeischutz, um nicht von der erlaubten Route abzukommen. Beim Erzählen, auf der Bühne, zeigt er ganz besonderen Schwung.

Steffen Graupner mit "Fernost - Abenteuer russische Arktis"
Abramowitsch hat auch seine positiven Seiten und ermöglicht diese Expedition zu den Tschukschen. Mich fasziniert, wie er mit erinnerungswürdigen Bildern anschaulich vom Leben in der Kälte erzählt. Die Mythen aus dem "Off" korrespondierten wunderbar mit seinen erstklassigen Fotos. Ich habe wirklich etwas über dieses alte Volk gelernt, Steffen hat es mir nahegebracht. Ein - auch technisch - hoch professioneller Vortrag.

Zum Abschluß des Wettbewerbs genau das Richtige. Zur Beruhigung der angespannten Nerven vor der Jury-Entscheidung improvisierte Aki Hoffmann meisterhaft am Klavier querbeet durch alle Musikgattungen. Er untermalte alte SW-Aufnahmen aus den Bergen und traf wahrlich den richtigen Ton. Sehr entspannend.

Für mich endete gestern Abend der Wettbewerb mit einer großen Überraschung und riesiger Freude. Vielen Dank an die Jury um den Jury-Präsidenten Bruno Baumann, die Jury-Mitglieder Frido Hütter, Petra Decker, Andreas Wollinger (sein wunderschönes Magazin Terra Mater habe ich gerade auf der Rückreise gelesen) für die Auszeichnung meines Vortrages "Mit dem Segelschiff in die Antarktis" mit dem 3. Platz für "Bester Gesamtvortrag" bei el mundo.17 und Jurymitglied Doris Wiedemann für ihre sehr wertschätzende Laudatio. 

Besser hätte dieses Wochenende auf dem renommierten Abenteuer- und Reisefestival in Judenburg für mich nicht zu Ende gehen können. 

Leider ist es schon vorbei - und was bleibt zum guten Schluß?

Eine bunte und sympathische Gruppe von Weltenbummlern - auf der Bühne und auch im Publikum - hat für ein kurzes Wochenende Station gemacht in Judenburg. Wir erzählten über den Alltag von Kubanern und Tschukschen. Wir zeigten den Unterschied einer Reise mit dem Kanu in Tasmanien von der durch Alaska. Wir beschrieben die Farbenpracht Marokkos und das schiere Weiß der Antarktis. Wir haben bleibende Bilder in den Köpfen unserer Zuschauer angelegt, aus denen neue Ideen für Reisen in alle Welt entstehen werden. Auch wir sind sogleich wieder unterwegs: Mit dem Unimog nach Marokko, dem Fahrrad nach Patagonien, zu den Vulkanen Äthiopiens und zur Umrundung Spitzbergens mit dem Segelschiff ... was werden das für phantastische Berichte im nächsten Jahr bei el mundo.18. Bis dahin treffen wir uns bestimmt irgendwo bei einem Vortrag.

Apropos el mundo. Herzlichen Dank an die Macher, Helfer, Techniker, Musiker, Sponsoren ... für den leidenschaftlichen Einsatz, die excellente Organisation und die gute Stimmung. El mundo ist eine richtig gute Marke!     

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Kommentare: 1
  • #1

    Karl Lueger (Mittwoch, 28 Oktober 2015 08:30)

    Danke für deine Nachaufbereitung des elmundo Festivals und herzliche Gratulation zum Preis. Vielleicht magst du deinen Antarktisvortrag mal in Hartberg bei meinem "Diafestival Weltweit hautnah" zeigen. Liebe Grüße aus der Steiermark vom Nomaden auf Zeit,Karl